Corona Interview mit Harry Lucas
Auch Harry war bereits als Seminarist bei uns. Damals noch im Zauberstudio Sinaro. Damals ein Seminar, bei den es keinen einzigen Trick zu sehen gab, er aber trotzdem viel spannendes zu erzählen hatte.
Und auch jetzt hat er wieder viel interessantes zu sagen und mir meine fünf Fragen beantwortet.
Viel Spaß beim lesen!
Wie hast du die Pandemie bisher persönlich erlebt? Was hat es für dein Leben bedeutet?
Die Pandemie hat all unsere Pläne durcheinandergebracht und gezeigt, dass sich das Leben nicht nach unseren Wünschen richtet, sondern auch ganz schnell ganz anders verlaufen kann. Für mich hat das bedeutet, dass ich, wie viele andere Künstler auch, plötzlich keine Auftritte und viel Zeit hatte. Diese Zeit habe ich genutzt, um Dinge zu machen, die ich unbedingt schon einmal machen wollte. Ich habe begonnen, Sport zu machen, Spanisch zu lernen und Gitarre zu spielen. Und ich habe ein Buch für Mentalisten geschrieben.
Wie bist du als Künstler mit der Situation umgegangen? Was hatte Erfolg und was eher nicht?
Der erste Schritt war für mich zu erkennen, was man beeinflussen kann, und was nicht. Die Pandemie war so unfassbar groß, dass ich sehr gelassen damit umgegangen bin, weil ich an der Situation selbst ohnehin nichts ändern konnte. Wird sich ein Virus, das sich weltweit ausbreitet, davon beeindrucken lassen, dass ich mich aufrege? Sicher nicht. Die Pandemie hat mich noch mehr geerdet und mir noch mehr verdeutlicht, was wichtig ist. Ich habe mich daran erinnert, wie gut es uns eigentlich geht. Ich bin Gott sei Dank gesund, habe zu essen, ein Dach über dem Kopf, tolle Freunde und Familie, wir leben in Frieden und ich darf seit vielen Jahren einen Beruf ausüben, der mir Spaß macht und anderen Freude bereitet. Nicht alle in der Geschichte hatten diesen Luxus. Sich an den kleinen Dingen zu erfreuen, hilft ungemein. Und wenn es ein Lied ist, das man pfeift, oder ein Buch liest, oder eine neue Technik lernt, die man einmal brauchen kann.
Wenn du die Zeit zurück drehen könntest, gibt es etwas, das du aus jetziger Sicht anderes machen würdest?
Ich hätte wohl früher mit dem Sport anfangen sollen, weil ich merke, dass es mir gut tut und dass es ein toller Ausgleich ist.
Wie hat sich die Pandemie aus deiner Sicht auf die Zauberkunst ausgewirkt? Wo gab es die größten Veränderungen?
Vieles hat sich zwischenzeitlich online verlagert, aber das Live-Erlebnis in einem Theater mit Publikum bleibt unübertroffen und kann durch keine Zoom-Show ersetzt werden. Bei den Gelegenheiten, die ich zwischendurch immer wieder hatte, live aufzutreten, habe ich gemerkt, wie sehr sich die Leute nach Live-Unterhaltung sehnen, wie wertvoll sie ist für die Zuschauer und auch für mich als Performer. Ich brauche die Verbindung und die Interaktion zum Publikum, das macht es für mich aus. Dadurch entstehen einzigartige Momente, die wir jetzt vielleicht noch mehr schätzen. All das wird wiederkommen, sobald es in vollem Umfang möglich und sicher ist. Ich kann es kaum erwarten!
Welche Veränderung in der Welt, die durch die Pandemie entstanden sind, werden deiner Meinung nach auch in Zukunft erhalten bleiben?
Zu aller erst, auch diese Zeit wird vorübergehen. Ich hoffe, dass uns Zoom und Co. erhalten bleiben, weil es eine großartige Möglichkeit ist, mit Freunden und Kollegen aus der ganzen Welt in Verbindung zu bleiben. Wenn es allerdings ums Auftreten geht, dann werden wir hoffentlich bald wieder zum Live-Erlebnis zurückkehren, wo Leute sich mit ihren Freunden verabreden, ins Theater gehen, ein Konzert besuchen oder eine Show eines Zauberkünstlers anschauen. Auf den Tag, ab dem all das wieder möglich ist, freue ich mich schon sehr!
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Fotocredit: Felicitas Matern
