Corona Interview mit Hanno Rhomberg
Diese Woche hat mir MRA Präsident Hanno Rhomberg meine fünf Corona Fragen beantwortet.
Viel Spaß beim lesen!
Wie hast du die Pandemie bisher persönlich erlebt? Was hat es für dein Leben bedeutet?
Etwas bis zu dem Zeitpunkt völlig undenkbares ist zur Realität geworden. Ich hätte mir das niemals vorstellen können, dass es zur Realität wird. Als beruflich im Gesundheitswesen verankerten hat es mich und meine Familie stark beeinflusst. Berufliche Einschränkungen, Anfeindungen von anders Denkenden, Ignoranz und Solidarität, kann man in dieser Zeit erleben. Ich habe für mich gelernt, dass die Freiheit des Einzelnen beim Gemeinwohl endet und dass Grundrechte auch Pflichten bedeutet. Das hat meine Toleranz auf eine harte Probe gestellt, da ich viele kenne die stark unter der Pandemie gelitten haben, bis hin zum Verlust von Existenzen.
Wie bist du als Künstler mit der Situation umgegangen? Was hatte Erfolg und was eher nicht?
Da ich hauptsächlich für Geschäftskunden zaubere, ist das Geschäft praktisch – bis auf wenig Ausnahmen – zum Erliegen gekommen, da Firmen alles gestrichen haben, was nicht unbedingt notwendig ist. Da ich nicht von der Zauberei lebe war ich finanziell nicht so stark betroffen. Zoom und andere digitalen Kommunikationen habe ich eine Zeitlang genutzt, aber auf Dauer hat es nur noch genervt. Zur allgemeinen Kommunikation abseits von Zauberei hat es aber einige Vorteile.
Wenn du die Zeit zurück drehen könntest, gibt es etwas, das du aus jetziger Sicht anderes machen würdest?
Ich denke, dass ich vielleicht gelassener sein würde. Aber viele Änderungen würde ich nicht machen. Ich denke es war richtig, dass wir als Vorstand des MRA einen Sozialfond für betroffene Profis sehr rasch installiert haben und bei allen Geschäftspartnern auf unsere Einnahmen aus Inseraten in der schwierigen Zeit verzichtet haben. Ich denke das war – angesichts unserer Finanzen ein mutiger und richtiger Schritt.
Obwohl wir ca. 4.000,— Euro Verlust beim Fröhlichfestival 2021 gemacht haben und den Künstlern die volle Gage ausbezahlt haben, denke ich, dass es auch ein richtiger Schritt war um Flagge zu zeigen. Ich halte Solidarität und Mut in solchen Zeiten immens wichtig. Beeindruckend war für mich zu erleben, dass manche Künstler zu Gunsten anderer auf einen Notfallzuschuss verzichtet haben.
Wie hat sich die Pandemie aus deiner Sicht auf die Zauberkunst ausgewirkt? Wo gab es die größten Veränderungen?
Es gab eine Bereinigung in der Szene. Profis die korrekt Steuern und Krankenversicherungen zahlten bekamen teilweise faire Kompensationen vom Staat. Natürlich war es eine harte Zeit. Aber es hat auch gezeigt, dass Zauberprofi ein harter und riskanter Beruf ist. Vor der Pandemie gab es Teilweise die Meinung, dass man leicht von der Zauberei leben kann. Das war nie so und wird auch nie so sein. Die echten Profis mit wenig Fixkosten haben sich aber Großteils behaupten können. Es gab natürlich wirklich schwierige Fälle, wo trotz hoher Professionalität die Existenz an die Grenzen gekommen ist. Einige Künstler haben sogar einen bürgerlichen Beruf ergriffen, um durch diese Zeit zu kommen.
Welche Veränderung in der Welt, die durch die Pandemie entstanden sind, werden deiner Meinung nach auch in Zukunft erhalten bleiben?
Es hat sich gezeigt, dass beruflich viel unnötig gereist wird, wenn man zu Meetings fährt, die man in der Pandemie auch online durchführen konnte. Dies wird sich sicher durchsetzen. Home Office ist ein Modell, dass einen Aufschwung erleben wird, was in den Familien teilweise Entlastung geben kann. Freie Zeiteinteilung und das wieder Einsteigen für in den Beruf für Frauen nach der Kindererziehung kann – neben zusätzlicher Belastung – auch Vorteile bringen.
Es hat sich aber auch gezeigt, dass Solidarität in schlechten Zeiten schwierig wird. Manche Gruppen und Parteien haben einen Populismus entwickelt der bis vor 2 Jahren für mich unvorstellbar gewesen wäre. Dass politischer Populismus so ein Nährfeld in schwierigen Zeiten hat, haben wir aus dem Dritten Reich gehört, aber jetzt haben wir es erlebt und auch, dass es einen relativ hohen %-Satz von Menschen gibt, bei denen dies auf fruchtbaren Boden fällt.
Dass Soziale Medien nicht nur Demokratie stärken sondern auch gefährden, wird in Zukunft ein immer größeres Thema werden.
Neben all den Problemen und Gefahren hat es vielleicht auch wieder mehr Bewusstsein für die wesentlichen Dinge des Lebens gebracht. Familie und Freunde sind wichtig, Gemeinschaften haben einen hohen Wert und für die Zauberszene hoffe ich, dass wir wieder mehr den persönlichen Kontakt pflegen, auch über ideologische Hürden hinweg.