Interview mit den Fools Brothers
Die beiden Brüder Andreas und Michael Swatosch sind schon einige Jahre als Lionel & Liam Fool und ihrer aktuellen Show On a Magical Mystery Detour unterwegs. Am 12.05.2019 werden sie zum ersten mal im altehrwürdigen Kabarett Simpl zu Gast sein. Wer die Show noch nicht kennt, hier ein kleiner Einblick…
Ich habe mich mit den beiden unterhalten, um ein wenig mehr über ihre Arbeit zu erfahren. Ich wünsche Euch viel Spaß beim lesen! 🙂
Ihr seit ja tatsächlich Brüder und zaubert schon länger zusammen. Wie kam es zu den “Fools Brothers” und wie lange macht ihr das schon?
Michael: Gute Frage. Zauberisch habe ich meinen jüngeren Bruder, der älter ausschaut, beeinflusst. Er ist schon mit der Zauberkunst groß geworden, weil er es immer wieder bei mir gesehen hat. Er hat sich dann auch selbst zum Zauberkünstler entwickelt. Er hat dann auch verschiedenes probiert und wurde auch österreichischer Meister in Kinderzauberei. Ich war immer Jango Edwards Fan. Jango war zum ersten mal 1982 in Wien beim Clownfestival, da habe ich ihn zum ersten mal gesehen. Und immer wann er dann nach Wien gekommen ist, war ich dort. Dabei habe ich immer Freunde mitgezogen und habe ihnen gesagt, das müsst ihr euch ansehen, das ist lustig. Und dann irgendwann bin ich drauf gekommen, dass er auch Workshops macht. In Karpfenberg hat es da das Comicodeon gegeben. Dort wollte ich immer hinfahren, aber es ist sich nie ausgegangen. Dann habe ich irgendwann gesagt, Andreas, du musst hinfahren.
Andreas: Da ich zum damaligen Zeitpunkt schon lange mit der Kinderzauberei beschäftigt war, habe ich mir gedacht, eine Fortbildung in diesem Bereich schadet nie. Ich war dann 2004 als Student beim Comicodeon. Es war irrsinnig befruchtend, sich mal mit anderen Themen und nicht nur mit reinen Zauberkunst zu beschäftigen. Es hat viel Spaß gemacht und auch neue Blickwinkel auf die Zauberkunst freigegeben die sehr hilfreich waren. Diese erste Begegnung mit der Clownerie war auch insofern gut, da sie dazu geführt hat, dass ich 2008 bei der Master Class mitgemacht habe. Auch mit Jango Edwards, damals in Barcelona. In Folge hat mir Jango eine Zusammenarbeit bei Seminaren, Workshops und Shows angeboten. Die habe ich natürlich voll interessiert angenommen.
Michael: Bei einem Comicodeon in Karpfenberg war ich dann auch dabei, da war Andreas schon Lehrer. Dann haben wir beide eigentlich beschlossen wir arbeiten jeweils an einer Soloshow.
Andreas: Mein Programm war dann fertig. Ein 40 Seitiges Script für eine 70 Minuten Soloshow. Und Michi hat gemeinsam mit Jango als Regisseur das Dr. Mad Spektakulum fertig entwickelt. Eine Skript von rund 60 Seiten. Wir haben es aber beide als Solokünstler noch nicht gespielt, sondern gesagt, bevor wir als Solokünstler es vor uns herschieben machen wir etwas gemeinsam, das macht mehr Spaß. Da wir sowieso, aufgrund der langen Tradition im Zaubertheater und im Circus- & Clownmuseum viel zusammenarbeiten, machen wir ein Duo Programm. 2014 haben wir dann Jango angerufen und ihm gesagt, wir brauchen einen Namen für die Duo Show. Eine Stunde später hat er zurückgerufen und sagte: „Fools Brothers“. Wir haben dann gegoogelt, und das gab es nirgends. Es ist so noch nie vorgekommen, zumindest nicht im WWW.
Michael: Und so haben wir gewusst, passt das ist der Name. Man muss auch dazu sagen, wie wir das Museum eröffnet haben, war der Jango natürlich auch da und hat uns gesagt, wir sollen regelmäßig Programme machen. Da sind wir auf das Kabarett Schnitzel gekommen. So haben wir am Anfang einmal im Monat ein Programm gemacht, mit 5 bis 6 Personen. Dadurch gab es auch schon gewisse Nummern die wir hatten und vieles in der Zeit entstanden.
Andreas: Viele Figuren und Experimente, die man so nicht versuchen kann wenn mal als Zauberkünstler wo engagiert ist. Wenn man wo Gage bekommt, kann man keine Spaßetteln machen und schauen wie weit man an die Grenze gehen kann. Wie mache ich das, wie lege ich die Rolle an? Das muss man vorher machen. Dafür ist die Bühne im Circus- & Clownmuseum natürlich prädestiniert. Denn hier kann man ihm Rahmen des speziell angekündigten Kabarett Schnitzel Experimentalbühne Clownerie, Zauberei, Jonglage, Akrobatik und auch anderes Verschiedenes ausprobieren. Alles wurde dabei gefilmt und oft wurde die Show drei mal hintereinander gespielt. So wurde analysiert, geschaut was kann man besser machen, welcher Übergang war schlecht,…
Michael: Wenn ich mich zurück an die Showmaster-Nummer erinnere, die ich mache. Wie sich hier das Kostüm entwickelt hat. Hier kommt was dazu, da kommt was dazu,… man sieht wie sich so etwas entwickelt wenn man daran arbeitet. Du kannst nicht eine gute Nummer von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Die muss wachsen.
Wie ist es denn mit Jango Edwards in der Regie? Wie kann man sich hier die Zusammenarbeit vorstellen?
Andreas: Sehr professionell!
Michael: Jango mag eigentlich prinzipiell keine Zauberkunst. Es ist also mal insofern schwierig, denn er möchte eigentlich möglichst wenig Zauberei sehen. Aber wir haben sie ihm gut verpackt, da die Zauberei bei uns im Programm ja eigentlich nebensächlich ist. Das lebt durch die Figuren und Zauberei passiert halt auch. Trotzdem, ihm wäre am liebsten wenn die Zauberei noch weniger wäre. Aber aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung hat er halt ein Auge wo er sofort sieht, wenn Du etwas anders machen sollst.
Andreas: Man könnte es vergleichen, wenn man Musical Darsteller ist und arbeitet mit Andrew Lloyd Webber zusammen. Es ist einfach ein irrinnig riesiges Potenzial an Wissen, Erfahrung und auf den Punkt bringen von Situationen. Jango hat über die Jahrzehnte, die er auf der Bühne steht, zusammen mit anderen großen Clowns wie Slava Polunin, David Shiner, Leo Bassi, Peter Shub und anderen, vieles zusammengetragen. Die sogenannten Comic Formulas. Gesetze, die richtige angewendet, Comedy entstehen lassen. Man kann das zum Beispiel bei alten Buster Keaton Filmen, oder auch bei Dick und Doof, Mr. Bean und vielen andern Figuren beobachten. Sie alle halten sich großteils an diese Regeln. Es ist einfach wahnsinnig spannend hier einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und von dieser Erfahrung zu profitieren.
Wie weit macht ihr eigentlich noch eine Zaubershow? Wie weit ist es euch wichtig, dass es als Zaubershow wahrgenommen wird?
Michael: Das ist schwer. Es ist fast in jeder Nummer Zauberei drinnen. Insofern ist es natürlich eine Comedy Magic Show, wie wir sie ja auch nennen. Man könnte aber auch sagen es ist eine Clownshow wo Zauberei vorkommt. Es ist halt die Frage, gerade bei uns in Österreich, wie verkauft man so eine Show. Bei einer Clownshow sagen die Leute, dass wäre was für Kinder.
Andreas: Das ist genau das Problem, dass Du ansprichst. Es ist jetzt keine reine Zaubershow, es ist kein Kabarett, in Wirklichkeit passiert es großteils auf Clownerie. Nur, wie mein älterer Bruder mit den jüngeren Gesicht ja richtig gesagt hat, ist es heutzutage schwierig den Leiten Clownerie zu verkaufen. Weil halt die meisten es mit diesem Rote-Nase-Klischee verbinden. Es gibt einfach zu wenig Leute die ähnliches machen wie wir. Es gibt auch keinen Bedarf danach, weil es auch kein Angebot gibt.
Michael: Unter Kabarett, da können sich die Leute was vorstellen. Wenn ein Kabarettist dann zaubert, ist es dann trotzdem hauptsächlich Kabarett. Da sagt keiner, er geht jetzt in eine Zaubershow.
Es ist also nicht die Art Clownerie, die bei den Menschen bekannt ist?
Andreas: Richtig. Es gehört zur Nouveau Clowns Bewegung, nur da kann sich der Laie noch weniger drunter vorstellen.
In den Programmen sind ja viele Nummern drinnen, die an die Grenze gehen. Manche würde einige als sehr gewagt sehen. Gibt es Sachen die ihr geschrieben, oder auch schon geprobt habt und danach beschlossen, die zeigen wir lieber nicht?
Michael: Alle die Jango Edwards kennen wissen, das er halt teilweise Grenzen überschreitet. Er hat seine Fans. Die erwarten halt auch gewisse Grenzüberschreitungen. Obwohl, genau für diese Fans ist es dann eigentlich auch wieder keine Überschreitung. Die sagen, dass gehört dazu. Bei uns ist das zum Teil auch so. Janog sagt auch, in der Pause muss immer jemand gehen, sonst ist die Show nicht gut. Sonst hat man zuwenig provoziert. Wir sind doch eher auf der moderateren Seite. Wir haben durchaus auch grenzwertige Nummern, aber eigentlich harmlos. Wie zum Beispiel der Fakir Ali Bamba, der sich mit der Konfetti-Kanone durch den Körper schießt.
Andreas: Natürlich ist einiges grenzwertig. Aber die Grundaufgabe eines Clowns, ist es an Grenzen zu gehen.
Michael: Oder den Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Das typische Beispiel ist, wenn sich Ali Bamba umdreht und am Hintern kratzt. Da lachen die Leute. Weil das jeder kennt, jeder hat das schon mal gemacht, aber keiner würde das in der Öffentlichkeit machen. Da bewegt man sich natürlich auf Grenzen. Ist das noch geschmackvoll, oder kann man darauf verzichten? Auf der anderen Seite gehört es halt dazu.
Andreas: Wenn ich jetzt nicht gerade der Kinder-Kasperl-Clown bin, der beim Kindergeburtstag die die Ballons aufbläst – was wir übrigens auch tun – dann habe ich sehr wohl die Verpflichtung, dass ich Grenzen auslote. Dass ich mit Gefühlen und Emotionen spiele.
Michael: Interessant, dass du das jetzt sagst. Bei Kinderzauberern ist es ja mittlerweile modern geworden, dass man als Zauberclown auftritt. Die Kinder sollen ja vor allem lachen. Da kommt die Zauberei ganz automatisch in den Hintergrund.
Andreas: Und Erwachsene sind in Wirklichkeit nur große Kinder. Das ist der Ansatz. Die wollen auch unterhalten werden. Das ist das was wir versuchen.
Gibt es einen Plan für ein neues Programm? Oder Ideen für neue Figuren?
Michael: Wir arbeiten gerade an einem neuen Programm. Es gibt auch schon einen Titel.
Andreas: Sollen wir den verraten?
Michael: Warum nicht? Erstmalig im Trickbox Blog!
Andreas: Fools Brothers – Unbrained!
Beide lachen
Andreas: Das wird der zweite Teil der Show. Das Programm und die Nummern stehen zum Teil.
Michael: Es wird auch neue Figuren geben. Ich arbeite jetzt zum Beispiel einen alternden Clown. Auch ein verrückter Jongleur wird kommen. Und auch eine bestehende Figur, kann was anderes halt machen. Dr. Mad wird sicher auch wieder kommen.
Andreas: Wir verkleiden uns gerne – lacht
Und jetzt natürlich zu meiner Lieblings-Abschlussfrage. Gibt es ein schönes Hoppla, ein schönes peinliches Erlebnis aus euren Künstlerleben?
Michael: Da gibt es so einiges, wenn man ehrlich ist. Die einen wo der Zuseher nicht unbedingt merkt, dass was schief gegangen ist. Vielleicht einen Leerlauf. Ich habe früher zum Beispiel gerne die vier Seidentücher aus der Zeitung gezeigt. Eine Zeitung wird gezeigt, ein Loch rein gebohrt und dann die Tücher rausgezogen. Wenn man dann so auf der Bühne steht und elegant die Zeitung zeigt, ein Loch macht und dann merkt, dass man vergessen hat die Tücher ins Gimmick zu geben und greift ins Leere,… dann wird die Zeitung zusammengerollt und man geht zum Nächsten über. Die anderen, die halt einfach wirklich passieren. Aber bei unserer Show…
Andreas: …ist genau das, das Schöne und Befreiende. Wir sind beide aufgewachsen als Zauberer. Und da hast du so im Hinterkopf, der Zauberer ist der, der auf der Bühne steht, der muss jetzt am Punkt diesen oder jenen Effekt produzieren, die Leute zum staunen bringen und der darf eigentlich keinen Fehler machen. Clown sein heißt hier frei sein. Solange du in der Rolle bleibt, kann nichts passieren. Ob dir hier mal etwas runter fällt, das ist egal. Solange die Situation stimmig ist, passt es.
Michael: Einmal habe ich für eine Schlussnummer vergessen Wasser in den Mund zu nehmen, damit ich gurgeln kann. Dann stand ich draußen und habe versucht, möglichst viel Speichel zu sammeln, aber natürlich kam trotzdem nicht wirklich was – lacht.
Andreas: Aber Hoppalas in dem Sinne gibt es nicht. Die ganze Show ist ein Hoppala auf Hoppala! Aber eines was super war, als Fakir Ali Bamba. Ich bin irgendwann auf den Abschluss gekommen, dass ich mir die Hose runterziehe, mir mit der Konfetti-Kanone in den Mund schieße und hinten kommt der Konfetti-Regen raus. Einmal habe ich vergessen mir die Hose runter zu ziehen, bevor ich die Bombe hinten gezündet habe. Da hat es dann nur kurz einmal in der Hose pfff gemacht – lacht.