Corona Interview

Corona Interview – Jürgen Peter

Eigentlich lebt Jürgen Peter ja am anderen Ende on Österreich. Ich habe ihn durch unsere gemeinsame Arbeit beim MRA Vorstand kennen lernen dürfen.

Wie er die Pandemie so erlebt hat? Lest selbst! 🙂

Wie hast du die Pandemie bisher persönlich erlebt? Was hat es für dein Leben bedeutet?

Für mich persönlich war die Zeit der Pandemie mit allen ihren unangenehmen Begleiterscheinungen, trotz allem eine Bereicherung in meinem Leben. Natürlich war es absolut unangenehm und Existenzbedrohend wenn praktisch über Nacht sämtliche längerfristig geplanten Engagements abgesagt werden und du in einem Zeitraum weit über zwei Jahre kein Licht am Horizont siehst. Aber es gab immer was zu tun. Und es wurden Dinge erledigt welche schon lange auf der To do Liste standen. Es gab minimale Unterstützung von der Regierung und es waren ja auch Reserven da welche mich durch diese schwierige Zeit gebracht haben. Auf der anderen Seite war es eine sehr wertvolle Zeit, eine Zeit mit Mehrwert weil für mich plötzlich Zeit für Dinge zur Verfügung stand, die vorher für andere Dinge verplant war. 

Wie bist du als Künstler mit der Situation umgegangen? Was hatte Erfolg und was eher nicht?

In der ersten Phase, während des ersten Lockdowns gab es für mich recht viel Bürokram zu erledigen, da auf Grund der neuen Situation viele Termine abgesagt, aber andere verschoben verschoben wurden. Sämtliche Buchungen in Asien oder in Saudi-Arabien wurden komplett storniert. Teilweise wurden Termine von Events und Festivals  in Österreich und Deutschland bis zu dreimal verschoben und Schlussendlich doch noch abgesagt… dies alles war verständlicherweise mit viel Aufwand und Arbeit verbunden die am Ende des Tages von niemandem bezahlt wurde. Es hat sich zwar abgezeichnet, dass die anstehende Saison komplett ins Wasser fallen wird, aber ich hatte immer noch einen Funken Hoffnung das alles nicht so schlimm werden wird.

In der ersten Wochen wurde an meine Kunden noch Emails und Newsletter versendet. Das war zwar ein netter Erinnerungs- oder Werbeeffekt, hat aber nicht wirklich zum greifbaren Erfolg geführt, da wir uns ja im Lockdown befanden und dadurch absolut keine Planbarkeit gegeben war. Zudem hat sich die Situation beinahe täglich verändert was es unmöglich machte an einen Auftritt überhaupt zu denken. 

Wenn du die Zeit zurück drehen könntest, gibt es etwas, das du aus jetziger Sicht anderes machen würdest?

Zurückblickend ist man immer klüger. Aber es nutz nichts die Zeit mit Gedanken zu verschwenden, was man hätte anders machen können. Ich musste darauf vertrauen, dass unsere Regierung mit allen ihren Experten die richtigen Entscheidungen zum Wohle aller treffen wird. Mit dem damaligen Wissensstand kann ich guten Gewissens sagen, dass ich wahrscheinlich nicht viel anders machen würde. Das heisst einfach das beste aus der Situation machen. Nörgeln und jammern nutz nichts und hilft dir nicht weiter. Ich habe immer versucht in Lösungen zu denken und für mich ein positives Mindset zu finden. 

Wie hat sich die Pandemie aus deiner Sicht auf die Zauberkunst ausgewirkt? Wo gab es die größten Veränderungen?

Ich glaube nicht, dass es großartige Veränderungen in der Zauberkunst gab. Aus meiner Sicht wurde lediglich pausiert was die Shows und Auftritte betrifft. Es gab in dieser Zeit praktisch keine Kulturveranstaltungen welche man besuchen konnte. Aber die Szene war nach wie vor aktiv. Zu Hause waren die meisten Kollegen nach wie vor am arbeiten und üben. Es gab kreative Zauberkünstler die neue Dinge wie zum Beispiel „Online Magic“ oder „Zoom -Zaubershows“ ausprobiert haben um die entfallenen Shows zu kompensieren. Wobei die einen sehr erfolgreich waren, die andern eher weniger. Es gab Zauberkollegen welche die Zauberkunst hauptberuflich ausgeübt haben und sich plötzlich eine andere Einkommensmöglichkeit suchen mussten. Andere haben ihre Shows überarbeitet oder neue Shows einstudiert.

Ich denke jeder hat für sich selber versucht herauszufinden, wo seine Stärken und vor allem Möglichkeiten in der Krise waren. Für mich persönlich war es trotz der finanziellen Einbußen eine schöne und lehrreiche Erfahrung. Zum Beispiel, dass ich viel mehr Zeit hatte um neue Requisiten zu bauen, Zaubertricks einzustudieren, auszuprobieren und herum zu experimentieren. Schlussendlich die Erkenntnis, dass diese wertvolle Zeit eigentlich vorher schon zur Verfügung stand – man lediglich die eigene Prioritätenliste verändern musste. 

Welche Veränderung in der Welt, die durch die Pandemie entstanden sind, werden deiner Meinung nach auch in Zukunft erhalten bleiben?

Ich kann nicht beurteilen welche Veränderungen bestand haben werden. Aus meiner Sicht  wurde die Spreu vom Weizen getrennt und viele Künstler haben sich entschieden die Branche zu wechseln und die Zauberkunst nur mehr als Hobby zu betreiben. Andere haben in der Krise den Schritt gewagt sich mit der Zauberkunst als Unternehmer selbständig zu machen. Die Zeit wird zeigen was sich verändert hat oder was wir ändern müssen.

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