Zauberszene

And the Winner is…

Ein neuer Award erobert die Welt.

Sieht man auf die Webseite mancher Künstler findet man teilweise erstaunliche Listen an Preisen und Auszeichnungen, dass man denkt man ist auf einen echten Star gestoßen. Manchmal stimmt dies auch durchaus. Manchmal ist aber auch nicht alles Gold was glänzt.

Da gibt es mal die Ehrenauszeichnungen in der Zauberkunst. Ehrenurkunden, Ehrenmitgliedschaften, ja sogar Ehrenpräsidentschaften wurden und werden immer wieder mal gerne verliehen. Und hier beginnt es sich meist schon ein wenig zu spalten. Stecken zum Teil natürlich wirkliche Leistungen dahinter, gibt es auch die, die aus einer Laune heraus überreicht wurden um schnell mal jemanden eine Freude zu machen. Sie sind vor allem eines – dekorativ. Und Freude machen sie in der Regel immer.

Dann gibt es natürlich die Preise bei verschiedenen Wettbewerben. Hier gibt es einerseits verschiedenste Künstlerwettbewerbe, bei denen auch Zauberkünstler mitmachen. Manche, wie zum Beispiel der Magic Slam, sind tatsächlich rein auf Zauberkünstler ausgelegt. Das Bewertungssystem ist hier mehr oder weniger sinnvoll und hat meist über eine integrierte Publikumswertung den zumindest zusätzlichen Sinn, möglichst viele Zuseher in die Show zu bekommen. Für viele ist es aber eine gute Möglichkeit eine Nummer zu testen, oder sich sogar zum ersten mal live vor Publikum zu versuchen.

Dann gibt es natürlich auch noch die offiziellen Wettbewerbe. Diese finden Landesweit, oder auch zum Beispiel Europaweit, beziehungsweise sogar in Form von Weltmeisterschaften statt. Die Regeln hierfür gibt der weltweite Dachverband, die FISM vor. Hier können Künstler in unterschiedlichsten Sparten (Kartenzauberei, Mentalmagie, Close-Up Magic,… usw.) vor einer Fachjury antreten. Dadurch gibt es bei solch Wettbewerben auch viele verschiedene Meister, beziehungsweise Vize-Meister in den unterschiedlichen Sparten, auch wenn es eigentlich nur einen Gesamtsieger gibt (der mit den meisten Punkten, egal aus welcher Sparte). Hier wurden unterschiedlichste Mechanismen eingebaut, um das ganze so fair wie Möglich zu halten. Zum Beispiel wird darauf geachtet, dass die gezeigte Darbietung tatsächlich eine neue und keine kopierte ist. Es gibt klare zeitliche Rahmenbedingungen, es gibt Strukturen wie die Bewertung zustande kommt und so einiges mehr an Ideen.

Wettbewerbe waren immer auch durchaus umstritten. Gibt es auch noch so gute Strukturen sind unterschiedlichste künstlerische Darbietungen natürlich immer bis zu einem gewissen Grad nur subjektiv bewertbar. Je lokaler so ein Wettbewerb, umso eher gibt es auch die Chance, dass Jurymitglieder und Teilnehmer sich gut kennen, oder sogar befreundet sind. Etwas, dass logischerweise in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen gesorgt hat. Dazu kommt, dass manchen Wettbewerbsnummern auch gerne nachgesagt wird, dass sie in der „wahren Welt“ gar nicht vorführbar wären. Auch das etwas, was zum Teil durchaus zutrifft.

Aber es gibt auch diese ganzen anderen wundervollen Vorführungen bei Wettbewerben, die dann auch vor Laienpublikum Erfolge feiern. Sei es Live, oder auch in kurzen Videoclips die, verstärkt durch Social Media Möglichkeiten, sich um die ganze Welt ausbreiten und dabei teilweise hunderttausende begeistern. Und Wettbewerbe machen durchaus auch aus anderen Blickwinkeln Sinn. Eine eigenständige Nummer einmal vor einer Fachjury zu zeigen und bewerten zu lassen ist schließlich nicht uninteressant. Alleine schon eine Nummer bis zu einem fixen Datum so perfekt wie möglich auszuarbeiten und einzustudieren ist sicherlich eine gute Erfahrung.

Gerade in Österreich ist es allerdings schwer geworden an Wettbewerben teilzunehmen. Da die Welt der Vereine und der jungen Nachwuchskünstler immer mehr auseinander wächst, wissen viele gar nicht, dass es so etwas gibt. Und selbst wenn, finden Wettbewerbe immer seltener, meist recht unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Der letzte Österreichische Wettbewerb war 2016 in Maribor, der letzte auf österreichischen Boden 2014 in Vorarlberg. Da sich das größte Nachwuchspotenzial in Österreich anzahlmäßig natürlich in Wien befindet führte dies dazu, dass Wettbewerbe in den Köpfen der meisten jungen Nachwuchskünstler nicht mehr existieren. Solange Wettbewerbe an, ebenfalls immer weniger funktionierenden, alten Kongressstrukturen gebunden werden, ist voraussichtlich auch kaum Besserung in Sicht.

Zu dem ganzen kommt noch ein besonders trauriges Phänomen, das sich über die Jahre eingeschlichen hat. Awards die eigentlich keine Leistung benötigen. Zumindest keine künstlerische. Die Leistung besteht hier darin, einen bestimmten Betrag aufs richtige Konto zu überweisen. Und schon gibt es einen neuen Titel, den man auf seine Visitenkarte schreiben kann. Das befriedigt nicht nur das Ego, bis zu einem gewissen Grad erhöht dies durchaus auch den Marktwert des Künstlers. Dadurch ist es zu einem funktionierenden Geschäftsmodell angewachsen.

Eine ganz neue Form des Wettbewerbs ist vor nicht allzu langer Zeit in Deutschland zum Leben erwacht, der Hasini-Award. Ein Wettbewerb, bei dem tatsächlich jeder mitmachen kann. Hierzu ist es nicht notwendig irgendwo hinzufahren und sich vor eine Jury zu stellen, denn die Nummern werden auf Video aufgenommen und hochgeladen. Öffentlich wird danach abgestimmt welche Nummer die beste ist und den Award verdient. Die  Vorteile sind klar. Keine Kongressgebühren, keine Fahrt-, oder Übernachtungskosten und natürlich auch praktisch keine Zugangsbeschränkungen.

Natürlich stellen sich hier schnell viele Fragen, wie Fair so eine Form des Wettbewerbs nun eigentlich ist. Aber natürlich kann man auch die Gegenfrage stellen, wie weit dies wichtig ist. Immerhin besteht hier die Chance, dass eine Plattform entsteht, wo sich vor allem junge Künstler öffentlich präsentieren. Und wenn es gut läuft kann ich mir gut vorstellen, dass die Clips einen durchaus hohen Verbreitungsgrad bekommen können. Zugegeben, in meiner Brust schlagen hier zwei Herzen. Einerseits denke ich nämlich, dass Zauberei live durch nichts ersetzbar ist. Aber es ist nun mal eine technische Möglichkeit, die es schade wäre nicht zu nutzen. Und wahrscheinlich war es schon längst überfällig.

Wünschenswert wäre es auch meiner Sicht, wenn solche Initiativen in Zukunft auch wieder mehr mit den klassischen Sturkuren der Zauberszene zusammenwachsen würden. Denn es hat einfach zu viele positive Aspekte, dass es wirklich Schade wäre darauf zu verzichten. Vor allem junge Künstler werden hier immerhin gefördert eine Nummer möglichst gut auszuarbeiten. Auch die mögliche Wirksamkeit in der Öffentlichkeit darf man hier aus meiner Sicht nicht unterschätzen.

Wie weit ist es nun einfach ein vor allem online Ablaufendes Event mit Potenzial für Zauberei zu begeistern? Wie weit ist es ein ernstzunehmender Wettbewerb? In welche Richtung soll das ganze gehen? Marc Hagenbeck, der Erfinder des Awards, war so nett mir ein paar Fragen dazu zu beantworten. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Zuerst aufgefallen ist ja bereits im Jänner die Facebook-Gruppe mit dem Namen  „Tragischer Zirkel Deutschland“, eine Anspielung auf den MZVD. Ist der Name einfach ein Gag, oder steckt hier mehr dahinter? Wie denkst Du über den MZVD, beziehungsweise über die klassischen Wettbewerbe?

Marc: Ich hatte vor einigen Jahren die Idee, eine Comedy Show mit mehreren Zauberern/Mentalisten ins Leben zu rufen und fand die Idee mit dem abgewandelten Namen ganz witzig. Allerdings war der Name „Der tragische Zirkel“, also ohne das Deutschland. Zugegeben: Den Gag verstehen vermutlich hauptsächlich nur Zauberer.
Aber egal, ich finde den Namen trotzdem super und es sieht gerade so aus als würde sich unter dem Namen tatsächlich etwas formieren. Da muss man aber mal abwarten.

Daher habe ich den Namen erstmal meiner gleichlautenden Facebookgruppe „vermacht“. Momentan kann man dort alles thematisieren, was in anderen Zaubergruppen eher als unpassend, oder störend empfunden wird. 🙂

Mit dem MZvD habe ich im Grunde gar kein Problem. Ich selber war mal ca. ein Jahr Besucher des OZ Koblenz und habe auch bei einer Gala mitgewirkt.
Im Grunde finde ich es erstmal auch gut, dass es ein Organ gibt dass es ermöglicht, dass man mit seiner Darbietung Deutscher Meister werden kann.

Das ist meiner Meinung nach auf jeden Fall ein besserer Weg, als sich eine Auszeichnung in Amerika über Spesenübernahme oder durch Schaltung von Werbeanzeigen in einem deutschen Katalog zu „kaufen“. Das ist aber nur meine subjektive Meinung, denn letztendlich nutzen die Kollegen damit nur ein Marketingtool, welches ihnen angeboten wird.

Was mit beim klassischen Wettbewerb des MZvD gar nicht gefällt ist, dass die Künstler in der Gestaltung ihrer Nummer anscheinend gar nicht immer so frei sind, wie es ein Künstler eigentlich sein sollte.

Denn wenn du mit deiner Darbietung wirklich unter die ersten drei Plätze kommen willst, dann musst du diese so konzipieren, dass sie den 8 Juroren gefällt. Ich habe da schon aus der ein oder anderen Ecke gehört, dass das nicht immer so ganz mit dem Geschmack des „normalen“ Publikums konform sein soll.

Mir sind Zauberer bekannt, an die du dich wenden kannst, wenn Deine Nummer für die Belange der Jury „umgeklöppelt“ werden muss. Ich finde es sehr schade, dass man sich da in seiner künstlerischen Freiheit verbiegen muss, um einen Preis zu gewinnen. Aber dieses Problem bringt eine solch kleine Jury eben mit sich.

Wie kam es nun zu der Award Idee? Warum meinst Du braucht es gerade so eine Art von Wettbewerb?

Marc: Wir beobachten in letzter Zeit wieder, dass sich Künstler Awards einfach kaufen, ohne dass ihre Kunst jemals wirklich beurteilt wurde. Diese Auszeichnung-gegen-Geld Mentalität finden wir besorgniserregend, da hier unserer Meinung nach ein fairer Wettbewerb nicht stattfinden kann und der Markt für den Kunden somit verzerrt wird. Diesem Trend wollen wir mit dem HASINI AWARD entgegen wirken und fordern den Volksaward für jeden.

Da hat man erstmal die Chance in seiner Kategorie (die wir auch ggf. –  falls noch nicht vorhanden und sinnvoll- für ihn einrichten) in seinem Bundesland zu gewinnen. Zusätzlich hat jedes Video die Chance unter die ersten drei Plätze deutschlandweit zu kommen. Und das alles ohne einen einzigen Cent gezahlt zu haben, oder einer Vereinigung anzugehören. Ich nenne das maximale künstlerische Freiheit.

Wir Künstler schwingen uns ja gerne mal dazu auf, anderen die Qualität oder den Unterhaltungswert ihrer Show zu erklären. Nicht selten hat man dabei das Gefühl, dass hier der Blinde dem Tauben den Weg erklärt.

Und daher braucht es unserer Meinung nach einen Award, wie diesen: Hier stimmen andere Künstler und Laien auf Youtube, Instagram & Facebook – und nicht eine handvoll subjektiv urteilender Männer – darüber ab, ob ihnen das gefällt, was die Künstler  im Video zeigen. Thats it!

Und das da ein Bedarf ist, zeigen die bisherigen Anmeldungen.

Im Geschäft beobachte ich immer wieder, dass Menschen sehr unterschiedliche Zugänge zur Zauberei haben. Jeder hat naturgemäß seine Vorstellung wie sie auszusehen hat, je nach Perspektive. Hat eine aktuell beliebtere Sparte, beziehungsweise Art der Zauberei dadurch nicht eigentlich schon mal einen Vorteil gegenüber anderen?

Marc: Ich als Mentalist freue mich natürlich schon, wenn ein Mitbewerber beabsichtigt das Publikum mit Kartentricks zu langweilen. 🙂

Mal im Ernst: Wenn Du das auf die Bundeslandebene beziehst, dann nicht. Denn da tritt beim HASINI AWARD der Kinderzauberer gegen den Kinderzauberer an. Und wenn die aus unterschiedlichen Bundesländern kommen, dann noch nicht mal das.

Für den Landessieg kann es natürlich schon entscheidend sein, ob man eine gerade populäre Sparte vertritt, oder nicht. Ich bin da selber mal gespannt, wie das ausgeht. Aber vielleicht nehme ich Deine Frage mal als Anregung für das nächste mal mit, vielleicht richten wir zukünftig noch Spartensiege für die ersten drei Plätze ein.

Wenn ich es richtig verstehe, darf ja jeder mit stimmen. Ein System, wie man es auch von diversen modernen Live-Wettbewerben kennt. Dort macht man es vor allem deswegen, da so die Künstler auch motiviert sind Publikum mitzubringen (oder auch in TV Shows um viele Anrufe zu generieren). Oft gewinnt dann auch der mit den meisten Freunden in den Zuseherreihen. Wie weit kann man bei solch einem Award dafür sorgen, dass die Jury möglichst unabhängig bleibt?

Marc: Gar nicht. Wer viele organische Fans mitbringt, der hat ja in der Regel vorher auch etwas dafür geleistet. Das ist dann kein Problem. Natürlich hoffen wir aber auch Zauberfans zu erreichen, die auch andere Beiträge toll finden und für diese voten. Eine Musterlösung haben wir da noch nicht, denn auch für uns ist es das erste Mal.

Zauberei hat ja die Besonderheit, dass das Live-Erlebnis nur bis zu einem gewissen Teil über ein Medium transportiert werden kann. Zumindest bleibt bei einem Video immer noch der gewisse Restzweifel der „Echtheit“. Und das eigentlich durchaus auch berechtigt. Wie viel darf in so einem Video gefaked sein (zum Beispiel eingeweihte Zuseher, Kameratricks,…  etc.) und wie schützt Ihr Euch davor?

Marc: Den Einsatz von sogenannter Stooges nachzuweisen ist natürlich sehr schwer. Wenn uns da eklatant etwas auffällt, dann führt das zu einer Rücksprache mit dem Einsender und dieser muss ggf. einen anderen Beitrag einsenden. Das ist bisher aber noch nicht vorgekommen. Ab dem nächsten Durchgang wir auch eine der Voraussetzungen sein, dass die gezeigt Darbietung in einem Stück, ohne Schnitte gefilmt ist. Wir haben hier teilweise Beiträge erhalten die eher Trailer sind, was zu einigen Problemen, auch in unserer medialen Weiterverarbeitung, führt.

Wie sieht die Zukunft aus? Wie viele solcher Awards soll es im Jahr geben?

Marc: Hahaha! Mach mal langsam!

Ich bin erstmal sehr froh, dass ich mit Tobi Müller einen Flügelmann gefunden habe, der meine ursprüngliche Schnappsidee sehr professionell überarbeitet hat und mittlerweile fester Bestandteil des HASINI AWARD ist.

Alles was man an Design, Homepage, Hasini-Shop und Multimedia sieht, kommt von Tobi. Er hat auch ständig neue Ideen, was man noch machen könnte. Rund um die Uhr bekomme ich Mail, Text- oder Sprachnachrichten von Tobi mit neuen Einfällen oder Anmerkungen. Zusammen haben wir schon mehrere hundert Stunden in das Projekt gesteckt, was das Projekt auf ein Level gehoben hat, von dem ich vor ein paar Wochen noch nicht zu träumen gewagt hätte.

Da wir ja „nebenbei“ auch noch etwas Geld verdienen müssen, sehe ich momentan den Award einmal im Jahr stattfinden. Ihr habt aber noch Zeit, denn Einsendeschluss für 2019 ist der 31.08.2019. Alle Informationen findet man auf www.hasini-award.de.

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