Zauberklingl – da war doch was?
Vielleicht kannst du dich an meinen Bericht von vor etwas mehr als einem Jahr erinnern? Damals habe ich über die Zauberklingl, die neuen Besitzer und unsere gemeinsamen Ideen darüber erzählt. Was wurde eigentlich daraus?…
Viele Monate sind seither vergangen. Dir wird vielleicht aufgefallen sein, dass sich in der Trickbox, wie auch hier im Blog seither nicht so viel wie früher getan hat. Nicht, dass ich keine Lust gehabt hätte. 2021 habe ich beschlossen, die Corona-Zeit zu übertauchen und die Trickbox auf Sparflamme runterzudrehen. Und dann habe ich mir in der Pandemie vor allem als Krankenpfleger mein Einkommen gesichert.
Seit nun bald vier Jahren ist das gesamte Geschäft in einem charmanten Lager in Wiener Neustadt untergebracht. Ein Ort, an dem sich selten wer hin verirrt, um sich beraten zu lassen. Zumindest zu selten, um das ganze wie früher täglich wie ein Geschäft führen zu können. Und mit meinem Onlineshop in Konkurrenz mit anderen zu treten, bei denen es vor allem darum geht alles was neu ist so billig wie möglich anzubieten, unabhängig davon ob es brauchbar oder der reinste Müll ist, darauf hatte ich wahrlich keine Lust. Und gleichzeitig ist es nun mal so, dass man nicht einfach auf einen Schalter drücken kann und morgen steht wieder ein Ladengeschäft da, dass sich auch lohnt betrieben zu werden.
Somit habe ich meine beruflichen Aktivitäten nach der Pandemie immer mehr aufs Zaubern verlagert. Als Kinderzauberer, wie auch mit eigenen Shows für erwachsenes Publikum konnte ich die letzten Jahre unzählige Auftritte absolvieren. Und jährlich wurden es mehr, so dass ich letztes Jahr zu mehr als 90% damit beschäftigt war. Die Trickbox wurde zum Nebenbei-Geschäft, um das ich mich zeitweise gekümmert habe, wenn mal Zeit übrig blieb. Und auch die Zauberklingl Idee ist für längere Zeit in der Schublade gelandet.
Und ja, natürlich bin ich auch leidenschaftlicher Zauberkünstler. Aber das war eigentlich nicht mein Ziel, als ich mich vor 12 Jahren selbstständig gemacht habe. Ich wollte einen Zauberladen eröffnen und weiter entwickeln. Ich wollte einen magischen Ort schaffen, an dem man für einige Zeit den Alltag da draußen vergessen kann. Einen Laden, dem die Zeit und die Veränderungen da draußen scheinbar nichts anhaben kann. Eine kleine Oase, aufgebaut auf der für mich schönsten Kunstform der Welt, der Zauberei.
In diesem Moment, in dem ich genau jene Zeilen verfasse, sitze ich in der Trickbox und schaue mich um. Hunderte Produkte stehen in den Regalen, beziehungsweise hängen auf den Drehständern. Zaubertricks, Zubehör, Bücher und Videos, ebenso wie Scherzartikel und so manch Puzzles. Ich kenne jedes einzelne. Viele der Kunststücke kann ich vorführen. Zu allen kann ich etwas erzählen. Für so einige habe ich eigene Beschreibungen entworfen, zum Teil sogar Tutorials aufgenommen und online gestellt.
Vor meinem Verkaufspult steht ein alter Barhocker. Ich habe ihn damals bereits in Wien stehen gehabt. Wenn ich mich zurück erinnere, ist es unglaublich wer auf dem schon so aller gesessen ist. Berühmte Zauberkünstler. Prominente Schauspieler, Politiker, oder auch Persönlichkeiten aus ganz anderen Bereichen. Menschen aus der ganzen Welt. Ebenso wie Kinder, die zum ersten mal in einen Zauberladen gekommen sind und mit großen Augen zugesehen haben, wenn das ein oder andere Kunststück von mir vorgeführt wurde. Genauso staunend wie ich selbst, als ich als Kind mit meinem Vater in einen Zauberladen gegangen bin, tief beeindruckt und fasziniert von dem was mich dort erwartet hat.
Wenn es ein zutiefst verbindendes Element solch eines Ladens mit der Zauberkunst gibt, dann ist es die Erinnerung. Eines der Dinge, die ich versuche Einsteigern mit auf den Weg zu geben, ist meine Überlegung was die eigentliche Aufgabe eines Zauberkünstlers ist. Wir erschaffen Erinnerungen. Und letztendlich ist das auch die Aufgabe eines Geschäfts wie diesem. Es ist seine eigentliche Daseinsberechtigung in Zeiten von Internet, Webshops & co.
Und je länger so ein Geschäft existiert, umso mehr wird es teil einer kollektiven Erinnerung. Menschen beginnen davon zu erzählen und ihre Erlebnisse auszutauschen. Der Laden selbst scheint so etwas in der Art wie ein Seele zu bekommen. Und wer denkt, dass 12 Jahre eine lange Zeit sind, der darf nicht vergessen, dass die Geschichte der Trickbox ja eigentlich vor 37 Jahren als “Zauberartikel Sinaro” begonnen hat!
Du merkst, ich mache mir darüber schon länger Gedanken. Aus einem einfachen Grund. Ich merke einfach, dass hier bei mir noch immer der gleiche Drang da ist, wie 2013, als ich beschlossen habe in diese Welt einzusteigen. Und zu damals habe ich heute einen wesentlichen Vorteil. 12 Jahre Erfahrung!
Und die Zauberklingl? Die wird in einem Jahr 150 Jahre alt. Und genauso wie die Trickbox schläft sie seit einiger Zeit einen Dornröschenschlaf. Ich denke es wird Zeit, die beiden wach zu küssen und einander vorzustellen. Genau dies ist auch mein Vorhaben in nächster Zeit. Denn hier schlafen zwei Seelenverwandte, die sich unbedingt kennen lernen sollten. Und ich habe ein gutes Gefühl, dass die aktuellen Besitzer der Klingl das genauso sehen.
Ja ich weiß, das ganze klingt jetzt ein wenig sehr romantisch. Ebenso wie das Beitragsbild, das natürlich nicht die echte Zauberklingl zeigt, sondern meiner Phantasie entspringt. Aber ich kann dir versichern, alles geschriebene kommt aus tiefsten Herzen. Bei gleichzeitig vollem Bewusstsein, welch Mammut Aufgabe hier vor mir liegt. Aber ich habe hier einen Hoffnungsschimmer. Nämlich, dass die Klingl noch immer tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Und das es noch so einige gibt, die sich hier bei mir melden werden, weil sie eine Idee haben, wie sie das Projekt unterstützen könnten. Mit ihrem Wissen, ihren Bildern von früher, alten Katalogen oder auch Produkten, oder einfach nur mit den unzähligen Geschichten von damals, die es zu erzählen gibt. Ich freue mich schon sehr darauf sie alle hören zu dürfen!
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