Zauberei im Kultur-TV
Diese Woche war ich noch einmal bei einem Kinderzaubercamp im Einsatz. Dabei versuche ich den Kids auch ein wenig Verständnis für die Kunstform Zauberei zu vermitteln.
Und das ist oft ein gar nicht so leichter Job, bekommen Sie doch vor allem von ahnungslosen Youtubern viel Quatsch erzählt. Es ist nicht leicht ihnen beizubringen, dass eine Methode noch lange kein Trick, beziehungsweise ein Trick noch lange kein Wunder ist, das dem Zuseher in Erinnerung bleibt.
Aber nicht nur Youtube leistet hier seinen Beitrag. Wie schon in einem meiner letzten Beiträge berichtet, gibt es so manch andere Medien, die gerne mal Ihr Halbwissen was Zauberkunst angeht zur Schau stellen. Vermutlich in der Hoffnung damit ein paar Zuseher anzulocken. Von der Gartenlaube um 1860, bis zum Magier mit der Maske mehr als 100 Jahre später.
Fragezeichen in den Augen habe ich, wenn es Sender wie ZDFkultur sind, die auf diesen Zug aufspringen. Vorgestern war plötzlich diese Meldung auf deren Facebook-Seite zu lesen…
Hokuspokus Fidibus! Wir enthüllen Zaubertricks, über die Ihr Euch als Kind den Kopf zerbrochen habt. Und für die Magie zuhause: ein einfacher Kartentrick zum “Nachzaubern”.
Und schon beginnt ein dazugestelltes Video. Es beginnt mit…
Berühmt Zaubertricks… enthüllt!
Und dann werden in wenigen Worten Tricks wie die Zwangsjacken-Befreiung, der Bullet Catch, zwei Varianten der zesägten Jungfrau, der schwebende Straßenkünstler und ein Kartentrick zum nachmachen “erklärt”. Einzelne Methoden wurden dazu rausgepickt und unvollständig in wenige Sätze gepackt. Das gesamte Handwerk des Zauberkünstlers rundherum spielt keine Rolle. Aber sicherheitshalber wird darauf hingewiesen wie leicht und simpel alles sei.
Darauf hin habe ich folgendes Kommentar verfasst:
Die fatale Fehlannahme ist, dass die Kenntnis über eine Methode reicht um ein Zauberkunststück nachzumachen und das gleiche Wunder wie der Künstler erzeugen zu können. Sei sie auch noch so einfach, wird es in der Regel nicht gelingen. Das eigentliche Handwerk des Zauberkünstler beginnt genau da, wo Eure “Erklärung” aufhören.
Die fatale Fehlannahme ist, dass die Kenntnis über eine Methode reicht um ein Zauberkunststück nachzumachen und das gleiche Wunder wie der Künstler erzeugen zu können. Sei sie auch noch so einfach, wird es in der Regel nicht gelingen. Das eigentliche Handwerk des Zauberkünstler beginnt genau da, wo Eure “Erklärung” aufhören.
Warum ich das schreibe? Weil ich es schade finde, dass Ihr Menschen etwas wegnehmt. Nämlich ein kleines Stück Illusion. Gefühlt ist das so, wie wenn man Kindern erklärt, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.
Die Antwort von ZDFkultur kam nur wenige Minuten später…
Hallo Gregor! Zum Glück gibt es aber noch viele, viele weitere Zaubertricks, die noch nicht enthüllt wurden. 🙂
Man hatte es nicht verstanden. Oder wollte es nicht verstehen. Nein ZDF, mein Problem ist nicht, dass ein paar Tricks “verraten” werden. Es ärgert mich nur, dass ihr meint mit diesem Halbwissen irgendetwas erklärt zu haben. Ihr habt einzig einen weiteren kleinen Beitrag dazu geleistet, Zauberei in ein falsches Licht zu rücken. Als würde das Wissen über irgendeine “leichte” Methode reichen und schon könnte man das Gleiche wie der Künstler, den man gerade gesehen hat.
Wenn schon ein Beitrag über Zauberei gebracht wird, warum fragt man dann nicht jemanden, der sich damit auskennt? Gerade in Deutschland gibt es über den MZVD eine gut organisierte Zauberszene und viele sehr gute, sogar international erfolgreiche Künstler. Dazu kommen die Redaktionen der Fachzeitschriften und gute Zauberschulen. An Ansprechpartnern hätte es nicht gemangelt.
Wir hatten übrigens auch in Österreich ein Sendeformat in dem Tricks erklärt wurden. Zwar auch nicht übermäßig tiefgehend, aber bei weitem näher an der Zauberkunst dran als der ZDFkultur Beitrag. Es nannte sich Trickfabrik und lief im Kinderfernsehen ;-),